Antivitale & antibakterielle Wirkungen von Pflanzenstoffen
Am Beispiel der Zistrose

Angstschürerei, Geschäftemacherei oder wissenschaftliche Erkenntnis? Ein Versuch der Erklärung:
Von Aussagen wie „Wir brauchen keine Medikamente!“ bis hin zu „Einsatz von Pflanzenstoffen bei Virusinfektionen ist Scharlatarnerie und gefährlich!“: Was soll man da noch glauben?
Wie in den meisten Fällen solcher extremen Aussagen, liegt auch hier die Wahrheit wohl in der Mitte! Und um Ihnen die Bildung einer eigenen Meinung zu ermöglichen, habe ich mich dieses Themas einmal intensiver angenommen.
Beginnen wir mit dem wohl bekanntesten Beispiel der Wirksamkeit von Pflanzenstoffen gegen Erreger. Da müssen wir zurück ins Jahr 1928 als Alexander Fleming das Penicillin entdeckte. Was aber ist dieses Penicillin? Es ist ein Pflanzenstoff, der von Schimmelpilzen (also Pflanzen) produziert wird und der eine Vielzahl von Bakterien abtötet. Und dieser Pflanzenstoff wird heute (wenn auch oft in abgewandelter und synthetisch hergestellter Form) milliardenfach eingesetzt und hat wohl ebenso oft Menschenleben gerettet und schlimme Krankheitsverläufe verhindert.
Damit wäre also grundsätzlich der Beweis erbracht, dass Pflanzen tatsächlich Stoffe bilden können, die gegen Viren und Bakterien wirksam sind. Warum sie das tun? Weil sich Pflanzen so selbst gegen Krankheiten schützen. Eine Tatsache, die heute vielfach im biologischen Anbau genutzt wird.
Und genau bei solchen Studien wurden Polyphenole als besonders wirksame Gegner von Viren ausgemacht. Eine Tatsache, die den Blick auf Cistus incanus lenkte, das mit seinem besonders hohen Polyphenolgehalt auf sich aufmerksam machte.
Um mehr darüber zu erfahren wurde nun Cistus Extrakt ‚in vitro' (hier werden unter geschützten Laborbedingungen Erreger und Gegenspieler auf einer Glasschale aufgebracht) untersucht. Neben unterschiedlichsten Influenzaviren (u.a. verschiedene Corona-Stämme und die Erreger von Vogelgrippe) wurden Herpesviren verschiedener Stämme und sogar HIV-Erreger für die Studien herangezogen.
Tatsächlich war das Ergebnis bei allen Virusarten ähnlich: Durch den Kontakt mit Cistus starb eine große Menge der Viren ab oder veränderte sich derart, dass sie nicht mehr in menschliche Zellen eindringen konnten.
Warum aber kam es bei so unterschiedlich gearteten Viren immer wieder zu dieser Reaktion?
Eine Frage, die sich letztlich leicht erklären lässt:
Beginnen wir daher mit der Frage, wie sich ein Virus im Körper fortpflanzt. Ein Virus ist eigentlich ein echter Schmarotzer. Im Gegensatz zu Bakterien, die selbst kleine Lebewesen sind, können sich Viren nur vermehren, wenn sie auf die Ressourcen ihrer Wirte (das sind die Lebewesen, in die sie eindringen) zurückgreifen können.
Um dies zu tun, müssen sie in die Zellen ihrer Wirte eindringen. Dies erreichen sie mit so genannten Spikes. Diese bestehen aus Proteinen (Eiweiß), die typisch und einzigartig für unterschiedliche Virustypen sind.
Diese Spikes sind die Schlüssel, mit denen Viren in eine Zelle eindringen können. Je nach Virustyp passen sich diese Schlüssel an die Schlösser unterschiedlicher Zelltypen (z.B. Lungenzellen wie bei Erregern von Lungenentzündungen) an.
Was passiert nun, wenn Viren mit Cistus incanus zusammentreffen?
Eine Antwort, die sich beruhend auf Laborbefunden recht leicht beantworten lässt. Beim Aufeinandertreffen von Proteinen (hier aus Spikes) mit Polyphenolen (hier aus Cistus) verändert sich die chemische Struktur der Proteine. Die Folge für den Virus: Auch geringste Veränderungen in der Zusammensetzung der Spikes wirken wie eine leichte Veränderung des Schlüssels. Die Tür zum Zellinneren bleibt verschlossen – der Virus verliert seinen Zugang zur Wirtszelle und stirbt ab.
Somit erklärt sich auch, dass Cistus einer Vielzahl von Virustypen „gefährlich“ werden kann. Und – so zeigten weitere Studien – auch keinerlei Resistenzen auslöst. Der Virus kann sich nämlich nicht gezielt auf einen Gegner einstellen.
Dann braucht man also keine Medikamente mehr?
Das ist natürlich Unsinn! Nur wenn die Viruslast (also die Menge der Viren im Körper) noch niedrig ist und ausreichend Polyphenole zur Stelle, kann man hier dem Ausbruch einer Infektion vorbeugen oder die Schwere einer Erkrankung bedingt beeinflussen. Dies konnte auch in verschiedenen Studien aufgezeigt werden.
Fazit: Wie in vielen anderen Bereichen können Pflanzenstoffe vor bakteriellen oder viralen Infekten schützen, wenn sie vorbeugend – oder sehr früh zu Beginn einer Infektion in höheren Konzentrationen – eingesetzt werden.